Montag, 11. November 2019, 19 Uhr Vernissage Kunstraum Landratsamt Augsburg
Norbert Kiening präsentiert seine Werke im Landratsamt Augsburg seit Anfang April 2018 in einem Gang des ersten Stocks des Hauptgebäudes am Prinzregentenplatz. Kiening wurde bereits 1997 der Kunstpreis des Landkreises verliehen. Außerdem erhielt er unter anderem den Kunstförderungspreis der Stadt Augsburg sowie den Kunstpreis der Stadt Krumbach. Aufgrund der Besuchsreihe „Landrat trifft Kultur“ und dem besonderen Schaffen von Norbert Kiening kam schließlich die Idee der Neugestaltung des Ganges zur Umsetzung. „Vorerst werden die Bilder mindestens für ein Jahr im Landratsamt bleiben, aber auch wenn die Ausstellung nicht vorrangig dem Verkauf dient, so kann man die Werke selbstverständlich erwerben“. Eine entsprechende Preisliste können Interessenten im Vorzimmer des Landrates einsehen.
Foto: Annemarie Neher
Zwischenräume, 2014 Öl/Acryl - Mischtechnik 190 x 230 cm
Sonderpreis Zeichnung 2015 der Kreis- u. Stadtsparkasse Kaufbeuren im Rahmen der 27. Ausstellung „Schwäbische Künstler in Irsee“ der Berufsverbände Bildender Künstler in Schwaben und der Schwabenakademie Irsee für die Zeichnung »throw away«, Bleistift auf Passepartoutkarton, 70 x 100 cm, 2015 von Norbert Kiening (Diedorf)
Begründung der Jury
Werk – Kiening hat »throw away« ungemein kraftvoll mit Grafit und Schneidewerkzeug geschaffen. Dabei nutzt er die ganze breite Palette der Härtegrade der Bleistifte. Um Dichte und Tiefe
in der Zeichnung zu erzielen, setzt er Linolwerkzeug, Radiergummi und Radiernadeln ein, schneidet aus dem grafitdunklen Grund weiße Linien heraus, um diese erneut einzuschwärzen und dunkle
Vertiefungen zu gewinnen. Kiening liebt es, diese technischen Möglichkeiten voll auszureizen und den zwei Millimeter starken Karton bis an die äußersten Grenzen der Belastbarkeit zu strapazieren.
„Kein anderes Papier hält diese Behandlung aus“ (Kiening). Mit diesen Techniken der Oberflächengestaltung sucht die Zeichnung, in die dritte Dimension vorzudringen. Mit Papp- und anderen Wischstiften
verreibt Kiening den Grafit, sodass die Linien zu hellgrauen Strichen verwischen. Zugleich überarbeitet er weiche Grafitpassagen mit hartem Bleistift wie mit einem Polierwerkzeug und erzielt auf
diesem Weg besondere Flächen im Bild, die sich glänzend von der Umgebung abheben. Dieser Glanz erschließt sich dem Auge in seiner reichen Ausdifferenzierung aber erst dann, wenn der Betrachter das
Bild aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Mit Linien Strukturen schaffen, sie zu Strichen verwischen, mit Schnitten Dichte und Tiefe erzielen, mit Lichtreflexen die Effekte von Glanz erzeugen
und dem Werk gleichsam eine Metaebene von großer Intensität zu verleihen, darin besteht für Kiening die wahre Lust in der zeichnerischen Kunst.
Typisch für Kienings Arbeitsweise ist, dass zu Beginn der Arbeit an einem Werk kein Sujet oder Thema steht, sondern der Wille des Künstlers, sich technisch weiterzuentwickeln, neue Möglichkeiten der
Bildwirkung auszuprobieren, das Spektrum zeichnerischen Schaffens zu erweitern und, darauf aufbauend, über die Technik zum Thema zu kommen. Die Bildidee entwickelt sich im prozesshaften Verlauf des
Arbeitens mit Karton, Grafit, Schneidewerkzeug und Stiften; sie kristallisiert sich erst in einem späten Stadium zu einem Bildtitel aus.
Das handwerklich äußerst präzise gearbeitete Werk besticht zunächst durch die expressiv kraftvolle Dynamik unkontrolliert wirkender Strichführung, welche die engen Grenzen des Bildträgers sprengen zu
wollen scheint. Das im Titel ganz abstrakt genannte »throw away« wird auf bildkünstlerisch kongeniale Weise ungegenständlich ausgeführt. Hier wird nicht irgend etwas weggeworfen, sondern es
geht um das Wegwerfen als solches. Zwei schwarze, mit streng zeichnerischen Mitteln generierte Flächen beschreiben eine Bewegung, die mittig links ihren Ausgang nimmt, sich sodann in wilden Strichen
auf hellem Grund aufzulösen scheint, um sich sogleich wieder zum unteren Bildrand hin in einem Kraftstau zu ballen, der über die Grenzen des Bildträgers hinausbricht, schließlich jedoch wieder „die
Kurve kriegt“, sich nach rechts oben wendet, dabei an brachialer Dynamik verliert und sich zuletzt wieder in die Bildträgerfläche einhegen lässt.
Dr. Markwart Herzog, Direktor der Schwabenakademie Irsee
Norbert Kiening — Zeichnung / Malerei / Holzschnitt / Skulptur
in der
Galerie der KVD, Pfarrstrasse 13, 85221 Dachau
Die Ausstellung ist geöffnet: 1. – 25. März 2018
Do. bis Sa. 16.00 – 19.00 Uhr / So. 12.00 – 18.00 Uhr
Presse: Gregor Schiegl SZ, „Brutal schön“: http://sz.de/1.3887382
Holzschnitt Grande Motte / Kunstpreis der Stadt Krumbach
2011 88 cm x 108 cm
(Fotos Kiening)